Poetry-Slam – eine Lehrstunde

Freitag, früher Abend. Das Parkhaus am Stadtbahnhof in Eschwege ist fast leer. Statt Autos – ein paar finden sich hier immer noch und werden kurzerhand in die dort geschaffene Bühne integriert – finde ich nun Sitzgelegenheiten aus Biertischbänken sowie Mikrofone und eine entsprechende Beschallungsanlage vor. Die Spannung steigt, meine erste Poetry-Slam Veranstaltung, die moderne Form des Dichterwettstreites.
Gehört und gelesen hatte ich davon schon. Im vergangenen Jahr wurde bereits ein Slam in den Zügen der Cantus-Bahn veranstaltet. Auch von Sebastian 23 und Marc Uwe Kling habe ich im Netz schon etwas gesehen. Die regelmäßig stattfinden Veranstaltungen des „Schlüsselblume e.V.“ habe ich wahrgenommen, bislang allerdings keine besucht.
Schüler im Dichterwettstreit
An diesem Abend finden die Ersten Nordhessischen Schulmeisterschaften im Poetry-Slam statt. Vor nicht einmal einer Woche hat Marvin an dem Workshop teilgenommen. Erst am Dienstag haben sich Alias und er für das heutigen Finale qualifiziert.
Im Vorfeld waren Felix Römer und Dominique Macri seit Anfang des Jahres in Schulen in Battenberg, Eschwege, Felsberg, Frankenberg, Kassel und Melsungen unterwegs, um interessierten Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 11 in einem 2-tägigen Workshop einen Zugang zu dieser Kunst zu schaffen. Und hier stehen sie nun, die 14 Finalisten. Gewinner sind alle, denn sie haben die Mitschüler bereits mit ihren Beiträgen überzeugt. Und sie habe den Mut, über persönliche Themen und Gedanken wie z.B. Freundschaft, Liebe, Lehrer, Ängste, Integration oder Alltag, Politik u.ä. auf der Bühne zu sinnieren. Gedanken, von denen mitunter selbst die Eltern keine Ahnung haben, werden hier mit allen sprachlich zur Verfügung stehenden Mitteln öffentlich gemacht.
And the winner is…
Die Reihenfolge der Vorträge wurde kurz zuvor von einer spontan aus dem Publikum per Zufall ermittelten „Glücksfee“ festgelegt. Dieses Auswahlprinzip wurde auch für die sieben Jurymitglieder angewandt. Die übrigen Anwesenden konnten per Applaus ihre Meinung kundtun. Ob sich die Jury davon beeinflussen ließ, blieb geheim.
Nach knapp drei Stunden inklusive kurzer Pause stand das Ergebnis fest. Das zwischen dem Gewinner Marvin Gaßmann und der zweitplatzierten Surya Biede am Ende ein Punkt Differenz über die Platzierung entschied, zeugt von der Spannung die über diesem Wettbewerb lag.
Resümee: Interessante Einsichten gepaart mit spannender Punktvergabe. Tolle musikalische Ergänzung zu den poetischen Beiträgen. Rundum ein toller, kurzweiliger Abend.
Und so geht´s weiter
Die Mehrzahl der Teilnehmer wird sich am 29./30. September in Gießen zum Hessenslam 2012 wiedersehen. Die Region Nordhessen wird von Marvin vertreten. Während er gegen das Lampenfieber kämpft, können die übrigen ganz entspannt im Zuschauerbereich Platz nehmen. Ich bin gespannt, vielleicht fällt ja die Wahl zur Glücksfee oder zum Jurymitglied auf eine/n Finalisten/in aus Eschwege. 😉